Wladikawkas, Mittwoch 22.09.2016
Kenner des Nordkaukasus wissen es natürlich, dass Wladikawkas „Herrscher des Kaukasus“ bedeutet, dass die Stadt auf eine alte russische Festung zurückgeht, die einer Schlucht des Terek wie ein Riegel den Zugang zum Kaukasus versperrte. Aber möglicherweise gibt es diesen oder jenen Leser, für den das neu ist, deshalb also die kleine Erklärung. Die Festung gehörte zur sogenannten kaukasischen Linie, die im 18./19. Jahrhundert die Völker des Kaukasus in der Bergen einschließen sollte, von der aus aber auch blutige Feldzüge ins Innere des Gebirges gestartet wurden.
Die Stadt ist heute die Metropole der Republik Nord-Ossetien, die sich innerhalb der Russischen Föderation eine eigene Grenze leistet. Wir mussten aussteigen, der Wagen wurde kontrolliert,
unsere Pässe gescannt. Alles sehr entspannt und zügig, aber doch sonderbar. Als würde der Freistaat Sachsen eine eigene Grenzkontrolle haben. Aber der Nordkaukasus tickt eben etwas anders, Terroranschläge, vor allem im östlicher gelegenen Dagestan, sind keine Ausnahme. Außerdem ist die nordossetische Stadt Mosdok Basis der 58.Armee, deren Hauptquartier sich in Wladikawkas befindet. Sie hatte 2008 den Krieg gegen Georgien geführt.
Da ich ja, wie auf einigen Fotos zu sehen, „Knie“ habe, ließe ich mich von einem Taxi durch Wladikawkas schippern, während Enkel Paul zu Fuß durch die Stadt streifte, wahrscheinlich zufrieden, auch mal etwas ohne den Alten unternehmen zu können.
Mein Taxifahrer hieß Roman, war ein lustiger Bursche und froh, einem Ausländer Mal zu demonstrieren, wie ein ossetischer Dschigit (so werden im Kaukasus die Reiter genannt) den Stadtverkehr beherrscht: Linksabbiegeverbot? Rote Ampel? Mit ein paar Handbewegungen verschaffte sich Roman freie Bahn, ohne große Proteste zu ernten. Dafür ließ auch er bei den anderen Verkehrsteilnehmern ebenfalls „Fünfe gerade sein“. Verkehrsregeln haben in Wladikawkas eher Empfehlungscharakter.
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