Wie beginnen Kriege?

Wie beginnen Kriege?
„Wer treibt die Welt gerade jetzt in Richtung des dritten Weltkriegs?“ fragt Igor Jakowenko, Journalist, Politologe, Blogger und ehemaliger Sekretär des russischen Journalistenverbandes. Einige dieser Manschen kennt er, sie „existieren und die Russen sehen sie jeden Tag in ihren Fernsehern.“
So habe Nikolai Patruschew, der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, der zweiteinflussreichste Mann in Russland“, behauptet, in der Ukraine seien auf Betreiben der USA „Trainingszentren für Sabotage- und Aufklärungseinheiten“ eingerichtet worden. Terroranschlägen gegen Russland und andere Staaten seien „möglich“. Kiew wolle angeblich mit Unterstützung Washingtons die Krim und die Ostukraine gewaltsam wieder unter seine Kontrolle bringen, behauptete Patruschew in der vergangenen Woche auf einer Sicherheitstagung auf der von Moskau okkupierten Krim. Jakowenko erinnerte daran, dass Patruschew 1999 zu den Drahtziehern von Terroranschlägen gehörte, die angeblich von Tschetschenen verübt worden waren. Sie forderten Hunderte Tote, waren das Signal für den Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges und brachten Putin an die Macht.
Patruschew, so Jakowenko, sei wie „seine Vorgänger Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich“ ein Meister darin, blutige Vorwände für Aggressionen zu schaffen. „Vor 22 Jahren hat er diese Technologie gegen die Tschetschenen eingesetzt, jetzt – gegen die Ukrainer.“
Außenminister Sergej Lawrow, dem „Ebenbild Ribbentrops“, warf Jakowenko vor, „die diplomatische Abteilung des Landes in kurzer Zeit komplett liquidiert und in eine Filiale des Hass-TV-Kanals mit seinen Possenreißern, Hysterikern und Clowns“ verwandelt zu haben. Gleichzeitig habe er „die Beziehungen zu fast allen Ländern des Westens und der ehemaligen Sowjetunion“ verdorben.
In Russland herrsche gegenwärtig statt des jahrzehntelang existierenden Stoßgebets „Hauptsache, es gibt keinen Krieg!“ der Schlachtruf „Wir können das wiederholen!“ (Vielfach bekannt auch durch Aufkleber auf Privatautos, wenn im Mai der Sieg über Hitlerdeutschland begangen wird. – mq) Diese Bewusstseinsveränderung sei gelungen, „indem das Fernsehen zu einer mächtigen Massenvernichtungswaffe für die Gehirne gemacht wurde“.
Zur Illustration zitiert Jakowenko aus der TV-Sendung „60 Minuten“ vom 14. April 2021. Der Chefredakteur der Zeitschrift „Nationale Verteidigung“ sagte:
„Merken Sie sich die Abkürzung RWU – die Republik Ostukraine. Sie wird auf der Landkarte Europas als Ergebnis dieses Konflikts erscheinen. In Analogie zur DDR. Und im Westen wird es die Westukrainische Republik geben”. Ein Mitarbeiter der „Komsomolskaja Prawda“, Aleksandr Kots, echauffierte sich: „Wenn die Ukraine zerfällt, werden das Einzige, was sie produzieren kann, mit Atomasche verseuchte Kartoffeln sein”. Alexej Schurawlew, Abgeordneter der Staatsduma und Chef der Mutterlandspartei sagte wörtlich: “Biden – warum haben Sie angerufen? Biden, wo wollen Sie hin? Bleiben Sie dort im Weißen Haus. Halten Sie den Mund im… Leck mich am A…! (Der Abgeordnete sprach das Wort aus – mq) Was machst du da, schlägst du dir ins Gesicht? Nun, Sie sind ein alter Mann. Die Pindossy sind der Feind. Und sie werden es bleiben…“ Pindossy ist die erniedrigende Bezeichnung für Amerikaner.
All das findet täglich im russischen Staatsfernsehen statt. „Die Schurawlows, Korotschenkos und andere“ hätten ein gemeinsames Ziel: „die totale Entwürdigung und Entmenschlichung der eigenen Bevölkerung“.
Grigori Jawlinskij von der russischen Jabloko-Partei hält „Wladimir Putin persönlich für die Kriegs-Propaganda verantwortlich“. Ebenso für die „internationalen Verbre-chen wie der Annexion der Krim und der Entfesselung und Förderung des Krieges im Donbas“. Zur Rechtfertigung lasse er die Medien „von morgens bis abends eine At-mosphäre des Hasses“ schüren, „nicht nur gegen die Ukrainer, nicht nur gegen den Westen, sondern auch gegen die eigenen Bürger, die es wagen, sich gegen das Re-gime und gegen den Krieg auszusprechen“, schreibt Jawlinskij auf seiner Webseite.
2021-04-21T19:28:15+00:00