Alatschkowo-Pawlowsk
Kurz vor Woronesch taucht ein wichtiges Hinweisschild am Straßenrand auf: „Fluss Don“. Ich wende mich an meinen noch etwas verträumten Enkel, der am Morgen in Alatschkowo schon zu früher Stunde, um 6.30 Uhr, aus dem Bett gerufen wurde. „Paul!“ sage ich, „Pauuell! Da vorne ist der Don!“ Ein tiefer Seufzer. „Der Don? Tatsächlich? Jetzt schon? Is‘ ja krass! Das Land is‘ echt klein.“ „Irrtum, Dein Großvater fährt eben so schnell…“ Mein Beifahrer grinst. Er hat natürlich beobachtet, dass die Lkw-Kolonnen wie Bremsklötze wirken. Und dort, wo die Fahrt frei scheint, lauern fiese Radarfallen.
In Pawlowsk im Hotel „Rouz“ will uns das schlichte Zimmer nicht so Recht gefallen – Toilette auf dem Flur, ebenso die Gemeinschaftsdusche. Mit einem Aufschlag von 500 Rubeln (ursprünglich 2.000 Rubel) bekommen wir etwas in der Kategorie „Lux“, also mit eigener Toilette und Dusche. Die knallige Hochzeitsmusik, die den Boden vibrieren lässt, gibt es gratis. Nie habe ich so auf die lähmende Wirkung des Wodkas gehofft, wie an diesem Tag. — Bei den Hochzeitsgästen, natürlich!
Pawlowsk und Peter I.
Pawlowsk mit seinen zahlreichen, noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden zweietagigen Häusern ist typisch für das Leben in Südrussland. Die Backsteinbauten werden von hohen Bretterzaeunen eingerahmt, hinter denen sich Gemüse- und Obstgärten verbergen. Sie hat 25.000 Einwohner und ihre wichtigste Zeit hinter sich: 1709 ließ Peter I. die Schiffswerft von Woronesch hierher verlegen. 1911 wurde Pawlowsk zur Festung. Laut Wiki „ein wichtiger Teil des Verteidigungssystems entlang der Südgrenze“ des russischen Imperiums. Diese aufopferungsvolle Verteidigung führte dazu, dass die russische Südgrenze 80 Jahre später 700 Kilometer weiter südlich am Fluss Kuban verlief und die Gebiete der dort seit vielen Jahrhunderten lebenden Tscherkessen immer weiter eingeengt wurden. Heute führt die Stadt ein eher beschauliches Dasein, bekannt höchstens als Transitort zwischen Woronesch und Krasnodar.
Im Rostower Raum wurden zahlreiche Kohleschaechte stillgelegte.
Unsere Fahrt in Süden verlief zunächst trotz des zeitweilig fürchterlichen Strassenzustands zügig. Hoffnung kam auf, dass Zeit für einen Kurzbesuch in Rostow am Don bleiben könnte. Doch dann schlug die Stauhexe zu, über drei Stunden stopp-and-go. Der Grund dafür eigentlich positiv: ein großes, modernes Straßenkreuz soll den Verkehr schneller und komfortabler machen. Bis das so weit ist, liebe Autofahrer, umfahrt diesen Raum unweit von Rostow weiträumig. Geht aber nicht, also Augen auf und durch!
Über drei Stunden kostete uns dieser Stau wegen einer riesigen Baustelle.
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