Tbilissi – Ziel erreicht!
Sonntag, 25.9.2016
Am Sonntagmorgen wachen wir erstmals in Tbilissi auf. Nach über 5.000 km haben wir unser Ziel erreicht. Ein schönes Gefühl! Nach einem sehr späten Frühstück macht Paul sich auf, die für ihn unbekannte Stadt einer ersten Besichtigung zu unterziehen. Ich bin noch etwas faul nach der langen Fahrt. Und außerdem, der geneigte Leser weiß das, im Moment schlecht zu Fuß.
An dieser Stelle ein paar Worte zur Schreibweise der georgischen Hauptstadt. Ich benutze ausschließlich die traditionelle georgische Bezeichnung – Tbilissi, die keineswegs aus dem Russischen stammt. In Deutschland wird für gewöhnlich die Bezeichnung Tiflis genommen, in der Annahme, damit die nicht Russisch Variante gewählt zu haben. Und weil es leichter ist. Dabei handelt es sich lediglich um den Namen, den die Perser, die das Land zeitweilig erobert hatten, gegeben haben. Wer also seine Verbundenheit mit dem unabhängigen Georgien ausdrücken will, sollte sich der kleinen Mühe unterziehen und Tbilissi sagen. Oder schreiben.
Als ich noch Korrespondent der „Welt“ in Moskau und auch für Georgien zuständig war, habe ich einen zähen Kampf um die georgische Stadtbezeichnung geführt, ihn aber schließlich verloren. Da lobe ich mir so einen Blog, da kann kein Redakteur hinein redigieren. Dabei konnten sie noch froh sein, dass ich ihnen nicht auch noch die Staatsbezeichnung auf Georgisch angeboten habe. Die lautet: Sakartvelo!
Während ich noch ganz ruhig in Rainer Kaufmanns Restaurant meinem Frühstück gedanklich nachhänge, kommt ein Ehepaar herein, die der hilfsbereite Rainer gerade vom Flughafen abgeholt hat. Freudig bestellen sie ein Vormittagsbier, ich folge dem guten Beispiel und schon sind wir im Gespräch. Aziz ist Iraner, Brigitte Schwäbin. Zwanzig Jahre lang haben sie im Iran gelebt. „Uns ging es dort gut, aber die Atmosphäre war bedrückend. Wie in einem goldenen Käfig.“ Ständig habe man auf der Hut sein müssen, was man zu wem sage. Und auch ein Bier am Sonntagmorgen, im Iran undenkbar, ist etwas zum Genießen. Was ich absolut nachempfinden kann.
Über das „Schwabennetzwerk“ im Internet wurden sie mit Rainer bekannt, der ihnen Georgien als neuen Wohnsitz schmackhaft machte. Nach Deutschland wollten sie nicht, „zu langweilig“. Jetzt sieht es so aus, als würden sie sich in Bolnissi, dem ehemaligen Katharinenfeld, niederlassen, wo sie sich mit Gemüsezucht beschäftigen wollen. Ein Haus suchen sie noch.
Paul ist fasziniert von den zahlreichen. originellen Skulpturen, die der Stadt eine Atmosphäre ironischer Leichtigkeit verleihen. Rechts: Ein georgischer Bergbauer.
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